Unter dieser Überschrift wurde unlängst ein Kommentar in Deutschlandradio Kultur ausgestrahlt. Hier ist der hörens- und lesenswerte Artikel zu finden.
Das Wort „Leistung“ ist für uns Christen in zwei Hinsichten bedeutend: Zum einen brauchen wir KEINE Leistung zu vollbringen, um von Gott geliebt zu werden. Seine Liebe ist wie ein „Wasserfall auf den Wüstensand“ für alle Menschen, die diese Lebensressource für sich in Anspruch nehmen möchten. Zum anderen ist es jedoch so, dass unser menschliches Miteinander Leistung(en) braucht, damit wir alle halbwegs sicher leben können. Denkt man über unser Land hinaus, bedarf es wirklicher Anstrengungen, sich in Arbeit hinzugeben, damit es auch anderen Menschen auf diesem Planeten besser gehen kann.
Die Bibel macht uns das an mehreren Stellen deutlich. Zwei möchte ich herausgreifen, die sicher auch die „christliche Arbeitsethik“ in den letzten Jahrhunderten und damit unseren Wohlstand bestimmt haben :
Der Arbeiter ist seiner Speise wert.
Jesus in Matthäus 10,10
Wir mühen uns ab, indem wir mit eigenen Händen arbeiten.
Paulus in 1.Kor 4,12
Der Bauer muss hart arbeiten, bevor er als erster vom Ertrag des Feldes essen darf.
Paulus in 2.Tim 2,6
Diese drei Blitzlichter aus vielen Bibelstellen, in denen es um Arbeit und dem Gegenteil, der Trägheit (oder Faulheit) geht, zeigen: Wir brauchen Leistungsträger im Leben. Diese wachsen indes nur heran, wenn sie auch als solche schon in der Jugend gesehen und in diese Richtung erzogen werden. Es gibt nach der Bibel einen Erziehungsauftrag für Eltern – und für diese Erziehungsarbeit hat das NT auch z.B. diesen Rat bereit:
Ihr Väter, ärgert eure Kinder nicht, auf dass sie nicht mutlos werden.
Kolosser 3,21
Überraschenderweise sind ähnliche Gedanken zum Thema „Erziehung zu Leistung“ in besagtem Kommentar von Michael Felten im Radio geäußert worden. Er hat viele Erfahrungen gesammelt, denn er hat 35 Jahre an einem Gymnasium unterrichtet. Heute referiert und publiziert er zu Bildungsfragen. Er kommt zu folgenden Erkenntnissen:
„Womit ich nicht gerechnet hatte: 40 Verlage winkten ab. Erst nach einem Jahr stieß ich auf eine Lektorin, die meine Überlegungen für verbreitenswert hielt. Die Zurückhaltung ihrer Kollegen – so erklärte sie mir – läge nicht an der Qualität meines Textes; vielmehr würden Titel und Inhalt zu sehr nach „schwarzer Pädagogik“ riechen. Kinder wollen etwas leisten – das höre sich in vielen Ohren einfach zu sehr nach inhumanem Drill, nach kapitalistischem Nutzbarmachen von Kinderseelen an, das widerspreche dem Ideal der Selbstentfaltung. „
Er zeigt auf, dass in anderen Ländern die Schülerinnen und Schüler deutlich leistungsbereiter, aber deswegen keineswegs unglücklicher sind. Bei uns indes gibt es eine „verbreitete Schonhaltung im Umgang mit Schülern“, um nicht durch zu starke Forderungen das „jugendliche Rückgrat“ zu verbiegen.
Felten kommt indes mit Hohn Hattle zu dem Schluss: „ `Das Wichtigste für Lehrkräfte ist, dass sie hohe Erwartungen haben` … Denn Kinder wollen nicht nur etwas leisten, sie kennen ebenso das Trägheitsprinzip, haben nichts dagegen, sich auch mal hängen zu lassen. Ein anspruchsvolles Lernklima wäre dazu das beste Gegengift. „Ob aber Kultusbehörden, denen vor allem an hohen Abiquoten gelegen ist, da wohl mitziehen? Und Eltern, die das Lebensglück ihres Sprösslings ausschließlich an der Uni sehen?“
Sind wir bereit, auch zu Hause oder in Kindergruppen durchaus ein Klima der „hohen Erwartungen“ zu haben – und ist es nicht unsere Christenaufgabe, dort, wo wir mit Kindern umgehen dürfen, auf ein „anspruchsvolles Lernklima“ zu achten, statt die Latte unserer Erwartungen immer tiefer zu hängen, weil ja andere Kinder auch so sanft und soft behandelt werden – oder weil wir das Thema „Leistungserziehung“ allzu gerne auf die Schule delegieren?
Mögen auch gerade wir erwachsenen Jesusnachfolger auch auf der Erziehungsstrecke „laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist“ (Hebr.12,1) – auch wenn dies ein täglicher und nicht einfacher Geduldslauf im Schul- und unserem Berufsalltag ist. Es lohnt sich – und wenn wir bewusst Gott um den Beistand seines Geistes bei diesem Projekt bitten, dann dürfen wir es sicher auch irgendwann herausspüren: „Schüler wollen [eigentlich] Leistung bringen“ – so wie dieser Beitrag und der Radiokommentar überschrieben sind.