Ist unser Gott der Richtige?

Pastor Frank Mader aus Mössingen hat sich diesem Thema gestellt: Zunächst aus verschiedenen Perspektiven, aber dann mit einem sehr persönlichen Fazit: „Glaube an den christlichen Gott meint eine persönliche Begegnung mit ihm.“ Hier können Sie seinen Beitrag komplett lesen:

Im Thema Religion steckt Sprengstoff! Die einen unterstellen jedweder Religion ein Potential an Gewalt. Ohne Religionen wäre unsere Welt friedlicher, sagen sie uns. Andere verharmlosen die Unterschiede der Religionen: Wir alle glauben doch an denselben Gott! – Will man die Religionen im ersten Fall am liebsten abschaffen, sollen sie sich im zweiten Fall umarmen. Beides halte ich für Unsinn.

Vor kurzem diagnostizierte mein Zahnarzt eine leichte Karies. Da fiel mir auf, wie verschieden der Blickwinkel auf eine Karies sein kann. Es ist ein Unterschied, ob ein Zahnarzt von außen auf die Karies sieht. Ob der Patient sie durch starke Schmerzen bemerkt, oder ob ein Grafiker einen schönen Prospekt zur Karies entwirft. Der Grafiker ist am Design interessiert. Der Zahnarzt sieht die Karies zuerst auf dem Röntgenbild. Der Patient aber, erlebt die Karies an sich selbst. Jede Sicht hat ihre Berechtigung.

Auch bei der Frage nach dem „richtigen“ Gott, gibt es verschiedene Antworten, je nach Blickwinkel. Vier sind mir eingefallen: Die Sicht des gläubigen Christen. Die Sicht des Andersgläubigen. Die Sicht des Unbeteiligten. Und die Sicht von oben.

Die Sicht von oben: Der Gottesstandpunkt 

Wenn jemand behauptet alle Dinge einsehen zu können, wirkt das anmaßend. Er behauptet, dass er Auskunft geben kann über richtig oder falsch. Damit aber, setzt er sich selbst zum Maßstab. Doch den absoluten Blickwinkel, quasi von oben, hat kein Mensch. Und keiner darf so tun, als ob er neben Gott steht. Das wäre im höchsten Grad überheblich – ein neuer Turmbau zu Babel. Wer diesen Gottesstandpunkt dennoch beansprucht, übersieht: Sein Denken ist begrenzt, sein Körper verweslich, sein Geist unvollkommen und seine Sprache nicht in der Lage, die ganze Wirklichkeit zu beschreiben. Wer sich nicht vom Gottesstandpunkt abbringen lässt, ist gefährlich. Sein zu wollen wie Gott, ist der Sündenfall pur.

Was Philosophie und Wissenschaft heute sehen und anerkennen, sagt die Bibel so: „Unser Erkennen ist Stückwerk.“[1] Bescheiden zu bleiben ist die angemessene Haltung. Auch in der Frage nach der „richtigen“ Religion, dem „richtigen“ Gott. Alles andere ist Hochmut. Und die kommt bekanntlich vor dem Fall.

Die Sicht von außen: Der Unbeteiligte

Da ist Blickwinkel des unbeteiligten Beobachters. Im Beispiel der Karies sind das Zahnarzt und Grafiker. Beiden sehen aus einer distanzierten Haltung. Eine Meinung der distanziert Unbeteiligten ist heute trendy geworden: Alle glauben an denselben Gott. Die Frage nach richtig oder falsch stellt sich somit gar nicht mehr. Alles liegen sie richtig. Warum ist diese Auffassung so verbreitet?

Religionen haben für Unbeteiligte etwas von einem Labyrinth. Niemand hat je die Chance alle Religionen kennenzulernen. Die von außen drauf schauen, kennen selbst oft ihre „eigene“ Religion nicht. Weil das alles so unübersichtlich ist, kommen sie im Religionslabyrinth zu einer ganz pragmatischen Lösung: Bei den verschiedenen Religionen handelt es sich letztlich um eine und dieselbe. Und bei Gott ist das auch so. Irgendwie klingt das plausibel. Und es entlastet sie kolossal. Die eigene Suche bleibt einem damit erspart. Doch wer das ernsthaft meint, sollte mal einen praktizierenden Muslimen, Buddhisten, Juden oder Christen fragen. Ich behaupte: Er wird nicht bei seiner Meinung bleiben können.

Wer nie Zahnschmerzen erlebt hat, der weiß nicht, was Zahnschmerzen sind. Das ist kein Vorwurf gegen Zahnarzt oder Grafiker. Es ist jedoch der Hinweis: Wer von außen drauf sieht, sieht äußerst begrenzt. Der Außenblick ist stark getrübt.

Die Sicht des Andersgläubigen

Der Muslim hat, wie auch ich als Christ, seinen eigenen Blick. Beim Buddhisten, Juden oder Nontheisten ist das nicht anders. Jeder anders Religiöse teilt nicht meine Wahrheit. Er folgt seiner Wahrheit. Das zu akzeptieren gebietet der Respekt. Und nur mit Respekt, kann ich einem Fremden angemessen begegnen. Ich mache mir klar: Auch ich sehe auf seine Religion nur von außen.

Die Goldene Regel Jesu für die Begegnung mit Menschen, auch mit Anders, oder Nichtgläubigen, lautet: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch.“ [2] Dabei beobachte ich: Nur wer selbst fest steht, kann andere stehen lassen.

Geschmacklose Schmähvideos auf den Propheten Mohammed zeugen nicht von Respekt gegenüber dem Anderen. Für spöttische Satirezeichnungen über Jesus gilt dasselbe. Das hohe Gut der Meinungsfreiheit stößt an Grenzen, wo beleidigt und verspottet wird. Das müssen auch die wissen, die als Unbeteiligte mit religiösen Inhalten jeglicher Art ihr böses Spiel treiben. Für religiös Unbeteiligte gilt das ebenso, wie für Andersgläubige.

Die Sicht von innen: Der gläubige Christ

Im letzten Sommer fuhr ich mit meinem Sohn auf einen höheren Berg am Bodensee. Oben angekommen war ich geschafft, aber zufrieden. Bei der Rückfahrt fiel mir das Lied ein: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht,was er dir Gutes getan hat.“  Ich spürte Dankbarkeit, umso mehr, als wir an schönen Apfel,- Birnen,- und Himbeerplantagen vorbeifuhren. Mich begeisterte das. Im Vorüberfahren fiel mir ein Wegkreuz auf. Drei Worte standen drauf: „Mein Jesus – Barmherzigkeit.“ Diese drei Worte berührten mich so, dass ich auf meinem Fahrrad begann zu weinen.

Ich erlebte überrascht, wie Gott mir diese drei Worte in mein Leben gelegt hat: Mein Jesus ist mir barmherzig. Was mein Verstand lange gewusst, hat mich in diesem Moment ergriffen: Der geschaffte Berg, das Loblied zu Gott, die schöne Plantagen, die Worte auf dem Kreuz, die mir galten.

Das meint die Sicht von innen: Es ist beteiligt sein. Es ist live dabei. Es ist miterleben, dass Jesus von den Toten auferstanden ist und lebt. Glaube an den christlichen Gott meint eine persönliche Begegnung mit ihm.

Ist der christliche Gott der richtige? – Meine Antwort

Ich kann diese Frage nur mit Ja beantworten. Das ist zu begründen: Die drei Worte auf dem Wegkreuz am Bodensee: „Mein Jesus – Barmherzigkeit!“, die haben mir gegolten. Mein Gebet heute Morgen auf den Knien, bei dem ich Jesus mein Leben anvertraut habe, kann ich nicht verleugnen. Die Bibel, die bei mir zu Hause auf dem Schreibtisch, dem Nachtisch und beim Esszimmertisch liegt, hat mich geprägt. All das und vieles, vieles mehr, bindet (religio) mich an Jesus, meinen Herrn und meinen Gott.  

Ich kann nicht verraten und ausblenden, dass Gott mich bei meinem Namen gerufen hat. Ich kann nicht aufhören zuzugeben, dass er mir Orientierung und Halt gibt. Ja, ich vertraue darauf, dass er mich im Leben und Sterben trägt. Jesus hat mich ergriffen. Das bekenne ich. Ich kann nicht anders.

Jesus sagt zu allen – dem Andersgläubigen, dem Unbeteiligten, seinem Nachfolger, auch seinem größten Kritiker: ICH BIN das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nicht hungern und wer an mich glaubt, wird nie mehr dürsten (Joh. 6,35).


[1]  1.Kor.13,9

[2] Mt.7,12

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