Dorothea Hinske hat für den Gebetsbrief unseres Bundes einige wertvolle Hinweise zu anhaltendem Gebet und zum Fasten weitergegeben. An dieser Stelle wollen wir mit diesen Gedanken motivieren, das „inständige Gebet“ und auch das Fasten als Zeit der innigen Verbindung mit Gott wieder neu in den Blick zu nehmen. Der Bibeltext aus Jakobus 5 gibt hier eine Richtung an:
13 Wenn jemand von euch Schweres durchmacht, soll er beten. Ist jemand voller Zuversicht, soll er Loblieder singen. 14 Wenn jemand von euch schwach oder krank ist, soll er die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen, damit sie ihn im Namen des Herrn mit Öl einsalben und über ihm beten. 15 Das vertrauensvolle Gebet wird den Kranken retten. Der Herr wird ihn aufrichten und ihm vergeben, wenn er Sünden begangen hat. 16 Bekennt also einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das Gebet eines Gerechten ist wirksam und vermag viel. 17 Elija war genauso ein Mensch wie wir. Als er einmal dringend betete, dass es nicht regnen solle, da regnete es dreieinhalb Jahre lang nicht mehr im Land. 18 Er betete noch einmal, da schenkte der Himmel Regen, und die Erde brachte ihre Frucht.
Was ist Gebet?
Gebet ist weniger eine disziplinierte Pflichtübung oder eine eifrige Aktivität, als vielmehr ein allumfassendes Leben und Handeln zusammen mit Gott. Gebet ist nicht die Vorbereitung für unser Handeln, auch nicht der Haken, den wir nach getaner Arbeit daran setzen. Gebet wird die Art und Weise und das Wesen der Arbeit selbst werden – zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen.
Gebet ist also keine bestimmte Technik oder Formel – noch geht es darum die richtigen Worte und Praktiken zu finden. Gebet ist der lebenslange Prozess eine besondere Person zu werden, die lernt, eine spezielle Art der Kraft auszuüben. Gebet beginnt also in unserer Persönlichkeit. Nichts anderes sagt Jakobus:
Das Gebet des Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist. Jak 5,16b
Aber bedenkt: Gerechtigkeit kommt nicht durch Gebet als eine Form religiösen Verhaltens. Gerechtigkeit kommt durch den Glauben. Es ist die Gerechtigkeit Jesu Christi, der allein uns lehren kann zu beten. Und dies geschieht weniger durch das unendliche Lesen von Büchern als durch Offenbarung, die er schenkt – während wir beten.
Gebet ist der lebenslange Prozess eine besondere Person zu werden, die lernt, eine spezielle Art der Kraft auszuüben, zur Ehre Gottes und zum Wohl der Welt.
Herr, lehre uns beten!
Das Fasten –
– eine geistliche Übung, die ziemlich in Vergessenheit geraten ist. Es ist eben nicht das I-Tüpfelchen, das dem „ernstlichen Gebet“ noch die Krone aufsetzt, so dass unser Herr gar nicht anders kann als uns zu erhören. Es ist vielmehr Ausdruck unserer Hingabe, die unseren Körper mit hinein nimmt.
Und wie kann Fasten konkret werden?
- Elija, auf den Jakobus Bezug nimmt, praktizierte ein von Gott verordnetes Teilfasten. Er fastet von Gemeinschaft und begibt sich für und mit Gott in die Einsamkeit (s. 1 Kön 17, 3: „Geh hinüber ins Ostjordanland und versteck dich am Bach Krit!“) Johannes der Täufer ist ein anderes Beispiel für ein Teilfasten (Mt 3, 4). Vielleicht lässt du eine Mahlzeit aus (z.B. die Hauptmahlzeit) und widmest diese Zeit dem Gebet. Oder aber du verzichtest auf alle „Drogen“ (Kaffee, (schwarzer) Tee, Alkohol, Tabak …)
- Am Versöhnungstag fastete Israel einen ganzen Tag (vgl. Lev 23, 27-32); dies bezog sich nicht nur auf jegliche Nahrungsaufnahme, sondern auch auf Arbeit jeglicher Gestalt.
Vielleicht verzichtest du auch einen ganzen Tag auf´s Essen und schränkst auch deine Arbeit ein (was natürlich stark von der beruflichen Situation abhängt.) - Die Bibel berichtet uns auch von einzelnen Personen, die lange Zeit fastend in der Gegenwart Gottes verbringen (Mose Ex 24,18; Elia 1 Kön 19,8; Jesus Mt 4,2)
Vielleicht ruft dich Gott nicht nur diesen einen Tag zu fasten, sondern eine längere Zeit oder aber es zu einer regelmäßigen Praxis machen, z.B. jede Woche einen bestimmten Tag zu fasten (so tun es viele Methodisten freitags). - In der Apostelgeschichte lesen wir an mindestens zwei Stellen (13,2f und 14,23), dass die Gemeinde mit der Praxis des Fastens vertraut war – ohne dass hier näher ins Detail gegangen wird.
Vielleicht möchtest du an diesem Tag nicht (oder nicht ausschließlich) auf Nahrungsmittel verzichten, sondern auf Medien (Fernsehen, Social Media, Zeitung…) und diese freigewordene Zeit für das Gebet nutzen?
Vielleicht kann Euch das folgende Hingabegebet eine Hilfe als Einstieg in diese besondere Zeit sein:
Wach auf, der du schläfst, und steh von den Toten, so wird Christus dir aufleuchten (Eph 5, 14b)
Jesus, ich gehöre dir.
Ich erhebe mein Herz zu dir.
Ich richte meine Gedanken auf dich.
Ich halte dich im Blick.
Ich gebe dir meinen Leib als ein lebendiges Opfer.
Jesus, wir gehören dir.
Wir beten im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Nach meinem persönlichen Verständnis ist Fasten in erster Linie etwas Persönliches zwischen mir und Gott. Doch gerade die Stellen in der Apostelgeschichte zeigen uns, dass es genug Situationen gibt, die einen größeren Rahmen stecken.
Dorothea Hinske, Kaiserslautern