Pastor Jörg Recknagel aus der Gemeinde Zeitz (südlich von Leipzig) hat sich in seinem Gemeindebrief ausführlich damit befasst, wie der Heilige Geist tatsächlich wirken kann – und wo Facetten seines Wirkens – im Gegenteil – abgelehnt wurden.

Hier Auszüge aus seinem Beitrag:
Erweckung wird ausgehen südlich von Leipzig?!
Wenn ein Land ausgedörrt ist, sehnt es sich nach Wasser. Deutschland ist so ein dürres Land. Wenn es kaum Regen gibt, besteht akute Waldbrandgefahr. Das wissen wir. Und wir versuchen darauf zu reagieren, die Brandgefahr zu minimieren und genügend Löschmittel bereitzuhalten. Wie ist es aber in dieser Dürre geistlich um unser Land bestellt, wie um unsere Kirche? Wissen wir das auch?
Abgesehen von einigen wenigen Beispielen von geistlichen Aufbrüchen in Gemeinden und Kirchen, nehmen wir kaum etwas davon wahr, dass es Gemeinden in unseren Städten und Dörfern gibt und diese dort einen Dienst tun, der über das Erwärmen von Kirchenbänken hinausgeht.
Was brauchen wir aber dann, um in unseren Orten relevant zu sein? Neue Strukturen, um Synergieeffekte nutzen zu können? Großbezirke oder Kooperationsräume, um mit weniger Mitarbeitern, mindestens das Gleiche tun zu können? Externe Berater, damit wenig erfolgversprechende Aktivitäten vermieden werden und möglicherweise erkannt wird, wo Investitionen sich lohnen könnten?
All das mag Sinn machen, doch ob es den Niedergang aufhalten kann? Ich habe da so meine Fragen…
Diese hat auch der neugewählte Bischof Werner Philipp, der es schmerzvoll findet, »dass wir als Kirche fast nur noch im Rückzug denken können«. Er sagte nach seiner Wahl zum Bischof, es dürfe nicht sein, dass Kirche sich nur noch aufs Planen von »zumachen, verkaufen oder zusammen-schließen« verstehe. Kirche müsse mehr sein als Begleitung sterbender Gemeinden. Eine gute, einfühlsame Begleitung sei nötig. Aber die Aufgabe der Kirche sei noch viel mehr, »das Potenzial zu sehen oder die Anknüpfungspunkte für Neues zu entdecken«. Das beschäftige ihn sehr, gibt Philipp unumwunden zu. Diesem Anliegen wolle er in seinem Dienst viel Aufmerksamkeit widmen.
Neue Konzentration auf die Kraft des Heiligen Geistes – ein Anknüpfungspunkt für Neues?
Ich frage mich, ob es nicht in solchen Zeiten der Besinnung und Neukonsolidierung legitim ist, nach allem Ausschau zu halten, was Veränderung und Verbesserung verspricht?
In Lukas 24,49 heißt es:
„Und siehe, ich sende auf euch, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.“
Veränderung und Verbesserung verspricht das Wirken des Heilgen Geistes. Womöglich beginnt das dann, wenn wir uns neu unserem Herrn hingeben, wenn wir auf ihn warten und ihn um seine Kraft, seinen Geist, bitten. Vielleicht beginnen wir mit dem Gebet zur Erneuerung des Bundes mit Gott, indem es heißt: „Brauche mich für dich oder stelle mich für dich zur Seite.“
Schnelle Kritik am Wirken des Geistes
Wenn irgendwo Menschen sich Gott zur Verfügung stellen und dieser eingreift und den Menschen Wärme, Licht und Orientierung vermittelt, sind auch die alten Kritiker wieder auf den Barrikaden – die immer genau wissen, was bei anderen falsch läuft, die aber selbst nichts Richtiges zu Wege bringen.
Gerade die Theologie „was nicht sein darf – das auch nicht sein kann“ kommt hier wieder zur bewährten Entfaltung. Deutschland steht seit der „Berliner Erklärung“ auf Kriegsfuß mit dem Heiligen Geist und hat bisher dieses Hindernis noch nicht ernsthaft aus dem Weg geräumt.
Das ist eine äußerst ungünstige Position für ein Land, mit dem Heiligen Geist auf Kriegsfuß zu leben. Da müsste sich etwas verändern, damit Deutschland in seiner Tendenz, alles unter Kontrolle haben zu müssen, sensibel für die Leitung des Geistes werden kann.
Deutschland hat sich leider als „Heiliger-Geist-Dämpfer“ spezialisiert. Das ist schlimm! Das sollte so nicht bleiben:
„Dämpft nicht den Heilgen Geist“
1. Thessalonicher 5,19
Die Berliner Erklärung gilt als die schärfste Verurteilung, die der Pfingstbewegung aus dem Kreis von Kirchen und Gemeinden weltweit jemals widerfahren ist. Sie lehnt das Wirken des Heilgen Geistes ab und spricht stattdessen von einem Geist, welcher nicht von Gott ist.
Was ist, wenn irgendwo etwas geschieht und Menschen vom Geist Gottes bewegt werden? Da ist es so wie bei den Aposteln zu Pfingsten. Die Kritiker sagten über das Geschehen an diesem Tag: „Die sind ja betrunken.“ Da machen wir nicht mit. Wessen Geistes Kinder sind wir?
Wenn irgendwo etwas geschieht, wirkt dann da ein falscher Geist, wie so manche unken? Das Problem ist ein ganz einfaches – es sind immer Menschen im Spiel – auch bei Aufbruch und Erweckung – die wie schon Petrus, Johannes und Jakobus am Berg der Verklärung das gigantische Erlebnis der Gegenwert Gottes einfrieren wollten, um die Herrlichkeit zu konservieren (Markus 9,5).
Neu ausstrecken statt neu kopieren
Manchmal möchten Menschen eine Gotteserfahrung auch einfach wiederholen. Doch Gott ist viel zu kreativ, als dass er vergangene Ereignisse wiederholen muss. Er ist doch von Beruf Schöpfer und kein Kopierer, oder? Er schafft immer wieder Neues.
Wir halten es eher wie manche Produktpiraten: Wenn etwas funktioniert, dann kopieren wir es. Aber bei einem gewünschten Aufbruch, einer Erweckung geht das offensichtlich nicht.
Was meistens übersehen wird: Was ist vor der Zeit einer weltweiten Aufmerksamkeit geschehen – in Toronto, Pensacola oder Asbury? Über die vorausgegangenen zwei bis drei Jahre etwas zu erfahren, wäre doch das eigentlich Interessante. Wie haben sich Christen dieser Gebiete auf diese besondere Auswirkung des Heiligen Geistes vorbereitet? In welchen Punkten waren sie dem Willen Gottes in besonderer Weise gehorsam und haben den Willen Gottes gesucht und nicht nur die Routine ihrer denominationellen Tradition? Ich denke, das sind die interessanten Fragen – dort finden wir möglicherweise Antworten, warum an bestimmten Ort mehr geschieht, als an anderen.
Auch wenn die Gnade doch die Grundlage allen Geschehens ist, so hat Gott einen klaren Rahmenvertrag gegeben. Den gilt es einzuhalten – oder wenn nicht, muss man sich eben mit dem Tod im Topf als Konsequenz abfinden. Es ist legitim, von den Ereignissen an anderen Orten und Ländern dieser Welt angeregt, aufgewühlt und angespornt zu sein. Ja, es ist absolut richtig, einen Schrei im Herzen und auch in seinem Mund zu entwickeln: „Herr Jesus, das will ich auch in meinem Leben und in meiner Stadt sehen.“ Dieser Schrei ist sogar sehr wichtig. Wir können viel lernen von den Zeugnissen eines starken Aufbruchs. Wir können von ihrem Glauben profitieren und unseren Glauben wachsen lassen. Wir können lernen, aus unseren frommen Begrenzungen auszubrechen. Aber alles muss dort hin führen, dass wir den Herrn der Herren suchen und herausfinden, was er konkret in deiner und meiner Stadt vorhat.
Kopiere nicht, sondern suche den Schöpfer, der auch für deine Stadt etwas Einzigartiges vorhat. Dann mag es Wirklichkeit werden, dass z.B. Erweckung südlich von Leipzig geschieht und unsere ganze Region davon erfasst wird.
Erweckung geht immer und überall
Übrigens, seit Pfingsten ist Erweckung immer und überall möglich. Es braucht nur einige Menschen, die sich erwecken lassen. Diese Erweckung kommt dann frisch vom Himmel. Bist du dabei?
Euer Gemeindepastor Jörg Recknagel mit Familie
Beitragsbild „Taube“: medienarche.de