Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, des Klopas Frau, und Maria Magdalena. Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger, den er liebte, dabeistehen, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu sich.
Johannes 19:25-27
Es fällt auf, dass die „Heilige Familie“ nicht nur am Anfang der Evangelien eine Rolle spielt (“ Maria, seine Mutter, die mit Josef vertraut war“ in Matth 1), sondern auch am Ende: Die Mutter Jesu findet ihren Platz in der Fürsorge ihres Sohnes. Und das trotz seines unsäglichen Leidens. Und das trotz der Ungerechtigkeiten, die ihm widerfahren waren – und die ihm sicher auch durch den Kopf gingen, aber offenbar nicht verbittern ließen, um nur noch an sich selbst zu denken.
Die Passionsgeschichte – auch eine Geschichte der Leidenschaft innerhalb der Familie Jesu. Während Jesu „Aktivzeit“ wird von seiner Mutter und seiner Familie sehr wenig berichtet. Da stehen die Freunde, die Jünger Jesu – die geistliche Familie im Mittelpunkt. Nun am Ende seines irdischen Lebens schließt sich der Bogen der Familie wieder. Sohn und Mutter sind am Kreuz vereint.
Ist es nicht mit unserem Leben ähnlich? – In unseren „Sturm- und Drangzeiten“ sind die eigene Kleinfamilie, der Beruf, die Gemeinde, die Freunde wichtig. Vielleicht sollten wir innehalten und überlegen: Ist es jetzt vielleicht (wieder) dran, den Focus auf die Mutter, den Vater zu richten? Für sie nach vorn zu denken – wie es Jesus hier tat – ihnen zu zeigen, dass uns nicht nur unsere eigene Zukunft wichtig ist, sondern auch ihre?
Während es viele Fastenprogramme gibt in der Passionszeit – wäre es da nicht vielleicht angebracht, einen Tag einmal von den alltäglichen Verpflichtungen und Herausforderungen zu fasten und sich diese Zeit für diejenigen zu nehmen, die uns das Leben geschenkt und ermöglicht haben?
Maria wird es unendlich gut getan haben, diese Fürsorge zu erleben. Sie erlebt dabei das Modell „Familie“, wie es seit eh und je Brauch war. Auch und gerade, wenn „Familiengründung“ und „Familienbindung“ heute nicht mehr diesen Stellenwert haben, kann es unseren älter gewordenen Eltern ebenfalls unendlich gut tun, unsere Fragen an ihre Zukunft zu hören.
Wir spüren: Passionszeit ist Zeit zum Innehalten. Gott hat uns durch das Kreuz so viel zu sagen: „Nun in heilgem Stilleschweigen stehen wir auf Golgatha.“
Dieses Lied 223 beginnt so: „Nun gehören unsre Herzen ganz dem Mann von Golgatha“.
Auch dem Mann von Golgatha, der Johannes um die Fürsorge für seine Mutter bittet.
Pastor Steffen Klug
>> Weiterführender Link: HIER auf dem Externen Link zu „Lust auf Familie“ gibt es eine Zusammenstellung vom Wert der Familie. Unter Punkt 8 ist auch das Thema „Einsamkeit“ aufgeführt und unter Punkt 9 „Pflege“.
Bild: Aus dem Kreuzweg in Kevelaer. Der Künstler hat den Kreuzweg schon so gestaltet, dass neben „Frauen“ auch Kinder den Weg begleiten.