Ohne Ehe wird es eng

Paulus schreibt, so brachte es ein Losungstext der Herrnhuter im Jahre 2025 wieder zutage:

Der Mann leiste der Frau die Pflicht, ebenso aber auch die Frau dem Mann.

1. Kor 7,3

Meist wird dieser Text schnell mit den folgenden Versen zusammengezogen und damit auf das sexuelle Eheleben beschränkt. Ich möchte indes auf das Wort „Pflicht“ in einer langjährigen, verpflichtenden Treuebeziehung (das nennt man gemeinhin Ehe) hinweisen.
Das folgende Gespräch spielte sich kürzlich zwischen einem Ehepaar ab, in dem ein Elternteil gepflegt wird. Die Situation der Pflege ist gerade nicht einfach; es braucht sehr viel Geduld, Kreativität und Kraft, dem älteren Menschen liebevoll zu begegnen und trotz Demenz den würdigen Zeitgenossen in ihm zu sehen, der er sein Leben lang war.

Sie: „Es ist ganz schön anstrengend mit der Pflege. Manchmal ist es eine richtige Belastung – emotional und zeitlich.“ Er: „Wie wird es sein, wenn ich einmal so dran sein sollte? Wird es Dir auch so schwer fallen, wie mir manchmal heute, mich zu pflegen?“ Sie: „Na ja, Du bist ja mein Mann, das ist etwas anderes. Wir beide gehörten doch immer zusammen. Das wird für meine Seele schon einen Unterschied machen.“ Beide stimmen überein: „Die Ehe ist schon eine ganz besondere Konstruktion des Zusammenlebens, die es sonst in dieser Intensität kaum gibt.“

Aus dieser kleinen, realen Situation leuchtet durch, warum die Ehe für Katholiken ein Sakrament ist. Etwas Heiliges, mit geistlicher Kraft gefülltes Projekt, das auf Gottes Beistand angewiesen ist. Nehmen wir in dieser Sache Paulus beim Wort:
* „Der“ Mann. Der eine, mit dem ich „bis dass der Tod uns scheidet“ zusammen leben möchte. Kein anderer, nicht „Ein“ Mann, der zu meinen Lebensabschnittspartnern gehört.
* Pflicht: Ja, es gibt Pflichten in der Ehe. Ist das ein Grund, warum heute so mancher die Eheschließung scheut? Dieses letzte Quäntchen der Verbindlichkeit in einer Beziehung? Ist das auch ein Grund, warum etliche keine Kinder haben wollen – oder gar die Partnerin verlassen, weil die Pflichten ihnen zu anstrengend werden könnten? Erleben wir hier späte Früchte der 1968er Bewegung, die „bürgerliche Pflichten“ durch eine vermeintliche unbändige Freiheit zu ersetzen suchte?

Dabei ist es gerade im Ehealltag zu erleben – bei der Kindererziehung bis hin zur letzten Lebensphase: Gelebte und erlebte Pflicht hat auch eines: Schönheit. Es gibt diese Schönheit der Pflicht, wenn ich zurück schaue auf die Kraft, die Gott uns geschenkt hat, in aller Treue durchs Leben zu gehen.
Und: für Kinder und Kindeskinder ist es die beste Basis für das Leben. Wenn in dieser „Pflichtentreue“ Familie zusammen bleibt – und wenn Enkel das eines Tages bei den Großeltern erleben dürfen. Was für ein wunderbares Projekt!

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