Monatsspruch Juli: Gegen den Strom schwimmen!

Monatsspruch Juli 2024: 2. Mose 23,2:
Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.

„Sei ein lebend’ger Fisch, schwimme doch gegen den Strom! ‚schwimm – schwimm – schwimm‘
Auf, und wag es frisch: Freude und Sieg ist dein Lohn“

Von Pastorin Diana Wolff, Sehmatal (ERZ)

Dieses altbekannte Lied gibt es seit neuestem (wieder) mit modernem Rhythmus und Klang. Und so sangen und tanzten die Kinder und Jugendlichen beim Gemeindewandertag am Himmelfahrtstag auch zu diesem Lied dem Wagen mit der Musikbox hinterher.

Das Lied, was so leicht daher kommt und passend zum Sommer nach erfrischendem Wasser klingt, hat aber eine tiefere Bedeutung:

Was, wenn diese Aufforderung plötzlich Realität wird? Was wenn wir wirklich herausgefordert sind, für unseren Glauben bzw. biblische Ansichten gegen den Strom zu schwimmen? Der Monatsspruch für Juli aus 2. Mose 23,2 enthält genau diese Aufforderung: Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist (bzw. gemäß Elberfelder/Luther-Übersetzung: Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen.) Sind wir bereit dazu?

Hätten wir tatsächlich den Mut, wie es in Strophe 2 des Liedes heißt, auch einmal anders zu sein, als die meisten Leute um uns her? Und wenn sie dich auch alle als „nicht ganz normal“ verschrei´n, nur zu fragen: Was will denn der Herr?

Haben wir im Kleinen und im Großen den Mut, zu dem zu stehen, was Gott uns durch sein Wort auf‘s Herz legt, auch wenn es bedeutet, gegen den „Mainstream“ – also den Hauptstrom der Menge – zu schwimmen, oder teilweise im Abseits zu stehen oder verfolgt zu werden (so wie es vielen Christen weltweit gerade geht)?

Ursprünglich bezog sich die Aufforderung aus 2. Mose 23,2 auf gerechtes Verhalten vor Gericht, da es in der damaligen Zeit noch keine Einzelrichter gab und in Rechtstreitigkeiten alle Vollbürger sowohl aussagen als auch mitentscheiden konnten. Aber ein Blick in die Geschichte und in die Erweckungsgeschichte und Verbreitung des Evangeliums zeigt, wie bedeutsam es war, dass es immer wieder mutige Menschen gab, die sich nicht einfach der Masse anschlossen, wenn diese im Unrecht war, sondern zu Gottes Wort und Weisungen standen – selbst bis vors Gericht:

Da ist Martin Luther, der seine 95 Thesen im Jahr 1517 nicht nur mutig an mehrere Bischöfe verschickte und sie an die Wittenberger Schlosskirche anschlug, sondern der seine biblischen Ansichten auch knapp vier Jahre später auf dem Reichstag in Worms verteidigte mit den Worten: „…so bin ich durch die Stellen der heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“

Dies erinnert an den Apostel Petrus, der für die Verbreitung von Gottes Wort und Wirken mehrfach vor dem Hohen Rat und im Gefängnis war. Schon in Apostelgeschichte 4 stellt er sich gemeinsam mit Johannes mutig dem Hohen Rat entgegen, welcher forderte, dass sie nicht mehr im Namen Jesu lehren sollen. Petrus und Johannes antworteten darauf: „Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, dass wir euch mehr gehorchen, als Gott. Wir können’s ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“ (Apg. 4,19-20)

Auch Nikolaus L. Graf von Zinzendorf (1700-1760) als Begründer der Herrnhuter Brüdergemeine musste mächtig „gegen den Strom schwimmen“ und wurde aufgrund seiner biblischen Ansichten und seines Wirkens zweimal aus Sachsen verbannt (das zweite Mal 1736 insgesamt sogar für 10 Jahre). Doch er ließ sich nicht bremsen, mietete sich 1738 in Berlin ein, und hielt dort seine bekannten 54 Berliner Reden, die ein klares Glaubensbekenntnis boten, Jesus Christus ins Zentrum stellten und bezeugten, dass wir die Gnade Gottes brauchen. Damit stellte sich Zinzendorf gegen den damaligen Zeitgeist der Aufklärung, bei dem – so kritisierte Zinsendorf – zwar noch pauschal von Gott geredet wurde, aber der Name Christi nicht mehr erwähnt wurde, und der historische Jesus und die Zeugnisse seines Wirkens kaum mehr eine Rolle spielten.

Und auch John Wesley, als Begründer unserer methodistischen Bewegung, musste teilweise starken Widerstand und Einschränkungen erfahren, als er ab April 1739 anfing, im Freien zu predigen, um die normale Bevölkerung für Gottes Liebe und Gnade zu erreichen. Er musste Hohn & Spott sowie Kritik seitens der höheren Gesellschaft, sowie von Pastoren und Universitätskollegen einstecken, und das Unverständnis von Familienmitgliedern aushalten. Darüber hinaus wurde ihm z.T. an Orten der Zugang zu Kirche & Kanzel verwehrt, und er wurde vom Bristoler Bischof vorgeladen, der ihm das Predigen im Freien in seinem Gebiet untersagen wollte. Auch wurde er wegen Anstiftung zum Aufruhr angeklagt, weil sich aufgrund seiner religiösen Ideen und Predigten politische und gesellschaftliche Auswirkungen andeuteten. So wurde am 4. Juli 1745 gegen ihn ein Haftbefehl ausgestellt, weil er sein Versprechen gebrochen hatte, einen Monat lang nicht mehr in Cornwall zu predigen. Teilweise nahm der Widerstand gegen Wesley sogar gewalttätige Formen an: 1747 wurde er z.B. in er Nähe von Bristol mit Steinen beworfen, 1749 von einem wütenden Mob in den Straßen von Bolton verfolgt.

So gab und gibt es immer wieder unzählige Christen, die nicht mit der Masse mitschwammen, sondern sich mutig zum Glauben an Jesus Christus und zu Gottes Wort bekannten und dies bezeugten – ungeachtet von Nachteilen und Repressalien – bis hin zu den verfolgten Christen heute weltweit.

Und wir im hier und heute? Sind wir bereit, tatsächlich gegen den Strom zu schwimmen?

Wären wir bereit, uns nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist? Würden wir für den Glauben an Jesus einstehen, an Gottes Wort festhalten, Zeugnis vom Wirken Gottes geben, etc. – auch in einer Zeit, wo Kirchen oder christlicher Glaube gesellschaftlich immer weniger relevant scheinen oder zunehmend an Bedeutung verlieren?

Vielleicht fehlt uns selbst dazu tatsächlich die Kraft oder der Mut. Aber wie die Beispiele zeigen (und das Lied vom lebend’gen Fisch in seiner letzten Strophe besingt), kommt es hierbei gar nicht auf unsere Kraft oder unseren Mut an, sondern immer wieder auf die Ermutigung und Kraft von Jesus Christus in unseren Herzen und auf das Vertrauen, dass er handelt – übrigens auch in und durch uns:

Doch aus eigner Kraft wirst du nie ein lebend’ger Fisch.
Bitte GOTT um Kraft an jedem Tag.

Glaub‘, dass auch in deinem Leben JESUS Sieger ist,
und du staunst was er zu tun vermag!

In diesem Sinne wünsche ich dir und Euch Gottes Kraft, Stärkung und Erfrischung – gerade in dieser Sommerzeit,

Pastorin Diana Wolff und Familie

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