Diese Woche ist mir in der Kastanienallee in der Nähe meiner Wohnung etwas aufgefallen. Ich gehe dort regelmäßig spazieren, denn ich mag die Kastanienbäume zu jeder Jahreszeit.
Nur- im Winter stehen sie doch, wie so viele Bäume, scheinbar trostlos da. Das einzige, was dran ist, sind die Knospen. Fest verschlossen überstehen sie die Kälte, Frost und Stürme. Die Knospen, aus denen im Frühjahr neues Leben wachsen soll – sie sind schon da! Und jetzt im Frühling ist es soweit! Die Knospen werden dicker, sie platzen auf, das erste zarte Grün – noch ganz zusammengeknüllt – wird sichtbar. Und dann geht´s los!
Die ersten Blätter entfalten sich. Nicht nur eines, nein, in jeder Knospe stecken eine Menge Blätter drin. Und die Blüte! Und aus einer Blüte, können die Kastanien wachsen, die dann bis zum Herbst noch ihre volle Größe entfalten werden. Im Winter, bei Frost, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass aus diesen kleinen unscheinbaren Knospen noch mal irgendwie etwas werden soll.
Oft leide ich unter der Kälte, unter der Dunkelheit, vielleicht auch unter Krankheiten oder Schmerzen, oder darunter, dass sich so manche Hoffnung noch nicht erfüllt hat. Doch dann, manchmal ganz unverhofft, auch wenn es noch kalt ist und der Wind weht und noch nichts spürbar ist vom nahenden Frühling mit Wärme und Schönheit; die Vögel noch nicht singen – dann auf einmal ändert sich etwas: Etwas bricht auf! Die Knospe geht auf – und entfaltet sich!
In dieser Allee stehen sehr viele unterschiedlichen Kastanienbäume. Unterschiedlich alt, unterschiedlich groß, und auch unterschiedlich in ihrem Stadium, wie weit die Blätter sich schon entfalten, wie weit die Knospen schon aufgehen. Und sogar an jedem einzelnen Baum, an jedem einzelnen Ast, haben die Knospen unterschiedliche Stadien. Manche sind noch ganz eng und verschlossen und unscheinbar. Manche zeigen schon ein bisschen Grün. Und manche sind schon aufgesprungen, die Blätter wachsen, die Blüte ist schon sichtbar.
Schön und spannend ist, dass wir dieses Bild auch für unser Leben anwenden können: Weil Gott mit uns unterwegs ist, egal in welchem Entwicklungs-Stadium wir uns gerade befinden. Und auch da, wo noch scheinbar nichts sichtbar ist, ist doch schon alles angelegt, in dieser Knospe.
Vielleicht denkst du, dein Leben ist noch fruchtlos und du siehst nichts von Entwicklung und Entfaltung und von Schönheit.
Aber: so wie Gott in jeder Knospe schon alles hineingelegt hat, was einst sichtbar werden soll, so darfst du wissen, dass er auch in deinem Leben etwas angelegt hat. Und ER wird es zu seiner Zeit zur Entfaltung bringen
Wichtig ist dabei: dass wir an ihm angeschlossen sind, so wie es in seinem Wort steht: Jeremia 17, Vers 7+8 (HFA)
„Ich segne jeden, der seine Hoffnung auf mich, den HERRN, setzt und mir ganz vertraut. Er ist wie ein
Baum, der nah am Bach gepflanzt ist und seine Wurzeln zum Wasser streckt: Die Hitze fürchtet er
nicht, denn seine Blätter bleiben grün. Auch wenn ein trockenes Jahr kommt, sorgt er sich nicht,
sondern trägt Jahr für Jahr Frucht.“
Jetzt stehen wir noch im Frühjahr des Jahres. Wir dürfen erwartungsvoll sein, wie Gott die Knospen aufspringen lässt. Wie das Leben sich entfaltet. Wie aus kahlen Ästen schattenspendendes Grün, wie die Blüten Schönheit und Duft für unsere Sinne und Nahrung für Insekten geben. Und wie und wir am Ende des Jahres, oder unseres Lebens, die Früchte ernten dürfen.
April 2023, Steffi Wilhelm, Braunfels (Text und Bild)
