FAQ nach der Zentralkonferenz

Viele Fragen werden in diesen Tagen nach der ZK unserer Kirche gestellt.
Eine dieser Fragen möchte ich hier stellvertretend herausgreifen, weil sie schon mehrfach gestellt wurde. Diese stammt von einem EmK-und GB-Mitglied nach der Entscheidung der ZK für die „Öffnung“ unserer Kirche am 2.12.22: “ Ich bin schon etwas sehr verunsichert, wie es weiter geht nach der Zentralkonferenz und dem Beschluß.  Muss der GB sich dem anschließen und unterordnen und sich damit von biblischen Werten entfernen? Das wäre nicht in meinem Sinn.“

Hier versuche ich eine Antwort aus Quellen zu geben, die derzeit vorliegen:

Zunächst heißt es in der Vorbemerkung der „Ordnung des Gemeinschaftsbundes: „Der Gemeinschaftsbund wurde von der Evangelisch-methodistischen Kirche gegründet, um Menschen, die mit veränderten sexualethischen Richtlinien der Kirche in Gewissensnöte kommen, eine geistliche Heimat in ihrer Kirche zu geben.“ Das bedeutet: Der GB ist eine geistliche Heimat für diejenigen, deren Gewissen keine Ruhe findet, angesichts der Tatsache, dass die Kirche die Möglichkeit der Öffnung bietet.

In der Berichterstattung zur ZK heißt es: „Etliche Personen formulierten, dass in einer respektvollen Gemeinschaft Platz für Menschen sein müsse, die anderer Meinung sind, und dass es die Aufgabe der Mehrheit sei, diesen Raum zu bieten und sich auch für die Bedürfnisse derer mit einer anderen Meinung einzusetzen.“ Die gilt grundsätzlich in jede Richtung. Wo in Gemeinden mehrheitlich die traditionelle Sichtweise vorkommt, sind die anderen Personen respektvoll als Geschwister zu behandeln. In Gemeinden, die mehrheitlich eine „progressive“ Ausrichtung vertreten, sind Geschwister mit traditioneller Sichtweise respektvoll zu handeln. Vermutlich vertritt der GB in den Gremien der EmK eher eine Position, die nicht der Mehrheit entspricht. Dennoch ist es ausdrücklich gewollt und von der ZK beschlossen, dass der GB mit SEINEN theologischen Positionen einen Platz in ihr haben soll. Der GB soll sein eigenes Profil haben und pflegen.
Mehr noch: Der Geist der ZK geht sogar in die Richtung, dass sich für die geistlichen Bedürfnisse des GB und den benötigten Freiraum auch diejenigen einsetzen, die eine andere Meinung haben. Umgekehrt sollen jedoch auch die Menschen des Gemeinschaftsbunds verständnisvoll und geistlich zugewandt mit denjenigen unterwegs bleiben, die eine andere biblische Erkenntnis gewonnen haben.

Gestatten Sie einen Vergleich: Wäre die EmK eine gewöhnliche Firma mit einer selbstverständlichen Firmenphilosophie, dann wäre es ziemlich unwahrscheinlich, dass eine Gruppe ausscheren darf und in wesentlichen Punkten anders agieren darf.
Die Mehrheit der Menschen, die zu den Gremien der EmK gehören, befürwortet die Öffnung. Auf diesem Hintergrund hat die ZK einstimmig beschlossen, dass diese Möglichkeit eingeräumt werden soll. Zugleich hat die ZK einstimmig beschlossen, dass damit die Meinung derer, die sich vermutlich in der Minderheit befinden, Heimat in der Kirche behalten soll.
An dieser Stelle sehen wir, dass wir uns nicht in einer „Firma“ befinden, sondern in der Aura des Reiches Gottes, wo der Versuch, solch anspruchsvolle Einheit zu leben, durch Gebet und guten Willen durch jede(n) einzelne(n) unterstützt werden kann.

Die endgültigen Beschlüsse der ZK , die die Arbeit des Runden Tisches aufgenommen haben, sind noch nicht erschienen. Danach lässt sich sicher noch mehr zu diesem Thema sagen. Besonders die Neuformulierung der VLO (Verfassung, Lehre und Ordnung) wird hier Stoff bieten: Der Runde Tisch hatte beschlossen (siehe HIER einige Änderungen an der Thema VLO), dass dort zu keinem Ehe-Konzept eine Aussage gemacht wird – diese Neutralität der Ordnung bietet letztlich auch denen eine Heimat, die andere Ansichten haben als die Mehrheit der Delegierten, die die „Öffnung“ beschlossen haben.
Gemäß dem Vorschlag des Runden Tischs hat die ZK nur die ganz wenigen Passagen unserer Ordnung herausgenommen, die negativ von Homosexualität sprechen, aber keine neuen Texte eingefügt. Die Ordnung ist damit „neutral“ und bietet auf diese Weise Raum, dass unterschiedliche Interpretationen von Sexualität und Ehe in unserer Kirche Heimat haben können.
Daraus ergibt sich: Die jetzige „Öffnung“ der Emk ist eine Möglichkeit für einzelne, sie in Anspruch zu nehmen. Sie ist aber keine Pflicht, weder für Hauptamtliche, noch für Gemeinden oder Kirchenglieder.

Pastor Steffen Klug

1 Kommentar zu „FAQ nach der Zentralkonferenz“

  1. Einander respektvoll behandeln ist im ganz normalen Alltag der Nichtchristen und der Christen selbstverständlich. Leider erfahren wir, dass bei aller
    Selbstverständlichkeit respektvoll miteinander umzugehen keinesfalls die Regel ist. Kriege finden statt. Vom Hunger geplagte werden respektlos übersehen. Brutalität nötigt schwache und hilfsbedürftige Menschen zur Aufgabe ihrer selbstverständlich gerechtfertigten Ansprüche. Je eindeu-tiger individuelle Überzeugungen zur Rechthaberei tendieren, gerät respektvoller Umgang miteinander in Gefahr. Werden unterschiedliche Meinung-en zum Anlass, Bündnisse zu organisieren, in denen die Meinungsvielfalt ausgeschlossen ist, ist die Zusammengehörigkeit mit allen anderen verspielt. Was uns Angst machen sollte ist der Versuch, eine Kirche sein zu wollen, in der wir „unsere spezielle Einsicht, unsere biblischen Fündlein, unsere Art und Weise zu glauben und zu leben in den Mittelpuunkt stellen“ (L. Schieck, Geschenkte Gerechtigkeit, S.16). Im Mittelpunkt steht Jesus Christus, in dem die Einheit der Kirche begründet ist. „Wenn das nicht sichtbar wird, ist das Zeugnis unglaubwürdig, die Mission pfutsch!“ (L. Schieck, a.a.O)

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