Bei den Wesleyscouts unserer Kirche gibt es das Handzeichen, wo drei Finger nach oben gestreckt werden.
Unser Sinn dahinter: Gott, meinen Mitmenschen, mein eigenes Leben lieben.
Die Liebe zum Mitmenschen, zum Nächsten, steht auf der Agenda des Wirkens Jesu auf dieser Erde ganz oben: Das möchte er vorleben, vermitteln und ermutigen, dabei immer wieder auf die Kraft Gottes zu hoffen: Heilung durch Wirken des Vaters inclusive. Wenn Jesus diese Nächstenliebe nach vorne bringt (z.B. in Mt22,37-39), greift er auf ein Zitat aus einem der wenig gelesenen Bücher des AT zurück, dem 3.Buch Mose, wo zentral in
Kapitel 19:18 steht: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der Herr.
Dieser von Jesus so stark gewürdigte Spitzensatz wurde von den Redakteuren der Mosebücher spannend eingerahmt. Schauen wir zunächst in Kapitel 18 – das startet in Vers 5 mit der deutlichen Aufforderung: Und meine Ordnungen und meine Rechtsbestimmungen sollt ihr halten. Durch sie wird der Mensch, der sie tut, Leben haben. Ich bin der HERR. Und dann werden solche, offenbar wichtigen Ordnungen genannt, die für das soziale Leben des Volkes Israel nötig und heilsam waren: Da geht es um alle möglichen Formen der Sexualität, die nicht mit der eigene Frau ausgelebt wird – z.B. der Beischlaf mit der Frau des Nächsten (V.20) oder mit einem Mann (V.22) machen unrein (V.24). Auch Vorstufen dessen, wie das Aufdecken der „Blöße“ oder das Hineinziehen von Kindern und Kindeskindern (V.17) wird angesprochen.
Kapitel 20 schließt den Rahmen um das „Nächstenliebegebot“ noch einmal deutlich mit ähnlichen Warnungen: Neben Götzendienst (V.2), Totenbeschwörung (V.6) werden auch hier wieder Themen aus dem Bereich der Familie angesprochen: Das Ehren von „Vater und Mutter“ (V.9) gehört genauso dazu wie die Warnung vor gleichgeschlechtlicher (V.13) und außerehelicher Sexualität (V.10ff).
Wenn man diese drei Kapitel rings um dieses zentrale Gebot insgesamt betrachtet, dann fällt auf, welch großen Raum die Treue mit dem „Partner für das Leben“ (heute „Ehepartner“) als Teil der Liebe zum nächsten einnimmt. Reinheit, Eindeutigkeit auf sexuellem Gebiet ist durchaus mehr als ein „Randthema“ des Liebesauftrages der Bibel – offenbar, weil sie für Kinder und für Frauen Sicherheit bietet – und lebendiger Ausdruck der Liebe zu ihnen ist.
Übrigens bedeuten die anderen beiden Finger des Handzeichens der Pfadfinder für uns: Der Große (Daumen) beschützt den Kleinen (Finger). Bezogen auf unseren Text könnte das konkret heißen: Das körperlich „starke Geschlecht“ soll bitte besonders achtsam, fürsorglich in einem intimen Schutzraum mit der Familie umgehen.
Jesus nimmt diese Art Schutz der Familie übrigens sehr deutlich auf, indem er predigt: Ich aber sage euch: Wer die Frau eines anderen begehrlich ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. (Mt 5,28) Die Briefe des NT führen dieses inhaltliche Schwergewicht der Heiligen Schrift dann fort (z.B. 1.Kor 6:9-10).
Die bisherigen Sozialen Grundsätze unserer Kirche formulieren konsequenterweise, dass sexuelle Beziehungen „nur innerhalb des Bundes einer monogamen, heterosexuellen Ehe“ unsere „volle Zustimmung“ finden (Soziale Grundsätze 161g und Theologische Grundlagen des GB). Kürzlich hat auch der FEG-Pastor Matthias Lohmann aus der „Singlehauptstadt“ München hat in einem fundierten Vortrag hilfreich erklärt was auf dem Spiel steht, wenn wir die biblische Sicht hier preisgeben – und dass die Sexualethik kein überkommenes Randthema der Bibel ist.
Gestatten Sie mir noch einen kleinen theologischen Ausflug mit einem Augenzwinkern: Gegen Ende dieser Komposition aus dem 3.Buch Mose lesen wir dann, was passiert, wenn sich das Volk nach diesen Warnungen richtet: „Euch aber sagte ich: Ihr Land soll euch zufallen; und ich will es euch zum Erbe geben, ein Land, darin Milch und Honig fließt.“ (3.Mose 20,24) Diese bekannte Redewendung ist immer wieder Ausblick auf ein gelingendes Leben in Sicherheit – nach allen Exilen dieser Erde (auch in dem Exil, in dem wir gerade bis zur Wiederkunft Christi leben). Wenn ich dieses „Milch und Honig“ auch speziell auf das Thema „Familie“ beziehen darf: Was geben wir kleinen Kindern gerne zu ihrer Nahrung: Milch und Honig. Ich möchte dies als Bild aufnehmen und diese Texte einmal kühn so zusammenfassen: Wenn die Treue mit dem „Partner des Leben“ (heute: „Ehepartner“) stattfindet, dann ist das für unsere Kinder eine energiehaltige (und wohlschmeckende) Nahrung für das Leben!